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was EINEN RICHTIG GUTEN PUNCH ausmacht

02.01.2024

Dazu muss man als erstes mal ergründen, was einen guten Punch überhaupt ausmacht. Die meisten würden jetzt erstmal sagen: Kraft.

Die große Frage ist, was meint man mit Kraft. Jetzt wird’s physikalisch. Kraft ist eine der Grundlegendsten Begriffe in der Physik.

Kraft

In der klassischen Physik versteht man darunter die Einwirkung auf einen Körper, die ihn beschleunigt. Das heißt, seine Geschwindigkeit vergrößert, verringert, deren Richtung ändert oder die ihn verformt.

Die Maßeinheit für Kraft ist das Newton. Das Formelzeichen für Kraft ist meistens F (von lateinisch fortitudo).

Der Physikalische Kraftbegriff geht wesentlich auf Isaak Newton zurück, der im 17. Jahrhundert mit den drei newtonschen Gesetzen, die Grundlage der klassischen Mechanik schuf. Dabei erkannte er das jeder Körper, der auf einen anderen eine Kraft ausübt, von diesem eine entgegengesetzte, gleich große Reaktionskraft erfährt. Es gibt also keine Kraft, wenn es keine entgegenwirkende Reaktionskraft gibt. Das wird später noch sehr wichtig.

Mathematisch definiert sich Kraft folgendermaßen: F = m * a (Kraft = Masse mal Beschleunigung).

Man kann also den Punch verbessern, indem man seine Körperkraft trainiert und/oder seine Masse erhöht. Das ist etwa damit zu vergleichen, was im Motorenbau das Drehmoment ist. Oder indem man seine Geschwindigkeit erhöht. motorenbautechnisch also, die Drehzahl. Aus diesen Faktoren kann man dann die Leistung errechnen. Für uns, die Kraft.

Die beste Methode ist, an der Körpereinheit zu arbeiten. Das beeinflusst alle Faktoren gleichermaßen.

Körpereinheit

Zunächst muss man definieren, was ein Punch ist. Meistens ist es ein Stoß oder ein kurviger Schlag oder Stoß. Also ein Schieben.

Das nächste ist, woher nehmen wir die Energie dafür und wie kann man das beeinflussen. Es ist das Denken, welches die Ansteuerung bestimmt.

Ein untrainierter Mensch wird die Hand oder Faust nach vorn denken. Die Folge ist, dass auch nur die Muskeln genutzt werden, die direkt den Arm bewegen. Alle anderen Muskeln haben bestenfalls eine stützende Funktion. Die Energie liefert nur der kleine vordere Deltamuskel (der vordere Schultermuskel), vielleicht noch der etwas größere und damit stärkere Pectoralis Major (großer Brustmuskel) und der Trizeps (der hintere Oberarmmuskel). Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele Muskeln der Körper noch hat, die man ins Boot holen könnte. Beteiligt ist also NUR das obere Viertel des Körpers, dessen Arm den Schlag ausführt. Das erklärt, warum ein 50-Kg.-Mensch, nur wenig Schlagkraft aufbringen kann, wenn es denn nur um Muskelraft geht. Diese Kraft kann man relativ leicht erhöhen, wenn man viel Liegestütze trainiert.

Weiter oben steht zu lesen, dass Kraft jedoch auch von Geschwindigkeit abhängig ist. Wenn also die Faust auf den zu treffenden Körper trifft, geht es darum, inwieweit der Treffer den Körper bewegt, dessen Richtung ändert oder ihn verformt.

Ein erstes Problem ergibt sich daraus, dass die meisten Menschen die Kraft auch spüren wollen, mit der sie etwas tun. Wir haben gelernt, dass Kraft nur existieren kann, wenn auch eine Entgegen gesetzte Kraft da ist. Das bisschen Luftwiederstand können wir vernachlässigen. Also wird diese Gegenkraft aus den antagonistisch wirkenden Muskeln generiert. Das ist, als würden wir Auto Fahren und dabei die Handbremse anziehen. Ich habe zum Beispiel einen Karate-Violett-Gurt im Training gehabt, dessen Gesicht nach einer Reihe Schlag und Abwehr-Kombos aussah, wie eine vollreife Tomate. Also, viel verschwendete Kraft. Lässt man diese antagonistische Kraft weg, wird die Muskelkraft in Speed umgesetzt. Wer auf dieses „seine Kraft spüren wollen“ verzichtet, wird, am Sandsack, erstaunt sein, welche Wirkung er plötzlich erzielt, wo er doch kaum Kraft gespürt hat. Nach wie vor, ist aber nur ein Viertel des Körpers beteiligt. Aber, es ist ein erster Fortschritt.

Die meisten Menschen, drehen beim Schlag oder Stoß die Schulter ein. Leider bleibt dabei die Hüfte wie sie ist. Wenn man Bewegungsstudien von Boxern, die für einen guten Punch bekannt sind, wie zum Beispiel Mike Tyson, George Foreman oder Prinz Nasim, kann feststellen, dass Schulter und Hüfte verbunden sind. Einer der häufigsten Fehler dabei ist, dass sich als erstes die Schulter bewegt und dann der Arm. So hat man als Kraftquelle wieder nur den Arm, bzw. den vorderen Deltamuskel und vielleicht noch den Pectoralis Major genutzt. Also ein sehr uneffektives Timing. Es ist wie bei einer Fußballmannschaft. Der beste Stürmer der Welt, ist nichts, ohne die anderen, die ihm die Bälle zuspielen und das eigene Tor verteidigen. Ein guter Punch beginnt nicht in der Hand, die zuschlägt, sondern in den Füßen. Das heißt, die Bewegung beginnt schon mit der Hand, aber der Energieaufbau, beginnt in den Füßen, setzt sich Gelenk für Gelenk, bis zur, beispielsweise, stoßenden Faust fort. Dabei addieren sich sowohl Drehmomente, als auch Geschwindigkeiten. Also, eine ungeheure Kraftquelle.

Energie und Timing

Am besten versteht man es, wenn man sich an den Händen schieben lässt.

Man stellt sich in einen Stabilen Stand und hält die Hände vor den Körper. Etwa, wie die Griffe einer Schubkarre. Nun lässt man sich von einem Partner an den Handgelenken schieben, ohne nachzugeben. Langsam, damit man spüren kann, wohin die Energie fließt. Von den Handgelenken, zu den Ellenbögen, über die Schultern in die Wirbelsäule, in die Hüfte, zu den Knien, in die Fußgelenke, zu den Fußballen und schlussendlich in den Boden.

Um die Energie zu leiten, benutzt man nicht etwa die Streckmuskeln. Das würde dazu führen, dass man sich selbst zurückschiebt. Man benutzt vielmehr die Beugemuskeln. Das heißt, man lässt sich zusammendrücken, hilft geradezu dabei und leitet die Energie in den Boden. Das gleiche passiert, wenn ich ziehe. Und genauso, wie ich Energie in den Boden hineinleiten kann, kann ich sie auch wieder herausholen. Dazu benutze ich die Streckmuskeln und gehe den ganzen Weg wieder zurück. Vorher allerdings muss am Kontaktpunkt der „Motor laufen“. Das heißt, es muss Energie anliegen. Das ist die erste Bewegung mit der Hand. Bei der Schiebeübung darf es jedoch keine Bewegung, auch kein Druck, sondern nur Energie sein. Das ist eine schwierige Übung, an der man ohne die richtige Anleitung, mit ziemlicher Sicherheit scheitert.

Diese Art des Bewegens, kann man in den Alltag übernehmen und es somit zur Normalität werden lassen. Zum Beispiel in der Küche oder am Arbeitsplatz, Schublade auf (ziehen) oder Schublade zu (schieben). Das gleiche, bei jeder anderen Gelegenheit. Türen können genauso zum Übungsgerät werden, wie alles andere, was man bewegt.

Geschwindigkeit

Damit ist jetzt nicht gemeint, dass man schneller als der Gegner sein soll, das ist ein weit verbreiteter Irrglaube, sondern, dass man, getreu der Mathematischen Formel für Kraft (F = m * a (Kraft = Masse mal Beschleunigung)), Geschwindigkeit in seinen Punch bringen soll.

Wie so vieles andere, muss auch das trainiert werden. Natürlich braucht man Kraft, um seine Gliedmaßen zu beschleunigen. Das zu trainieren ist nicht so schwer. Man muss analysieren, welche Muskeln zu einer Bewegung gehören und diese trainieren. Das ist dann schon schwieriger. Es genügt nicht, sich auf die direkt die Extremitäten bewegenden zu konzentrieren. Die schon beschriebene Körpereinheit verlangt, dass der Rumpf mit einbezogen wird. Dazu gehören die Beine, die den Rumpf gegen den Boden Abstützen und die Bewegung der Hüfte einleiten. Die äußeren schrägen Bauchmuskeln (M. obliquus internus abdominis), die die Bewegung des Beckens an den Oberkörper übertragen.

Das nächste ist die Kunst des Weglassens. Nämlich die Muskeln, die dem beabsichtigten Ergebnis entgegenwirken und somit die Bewegung einbremsen würden. Gemäß dem ersten Kraftsatz des WingTsun, „mache dich frei von deiner eigenen Kraft“.

Je mehr Körperteile an einer Bewegung beteiligt sind und je besser das koordiniert ist, desto kürzer ist der Weg, den jede Komponente zurücklegen muss. Also wird die Zeit, die eine Bewegung benötigt ebenfalls reduziert. Und da sich die Geschwindigkeiten der Komponenten addieren, erhöht die Zahl der beteiligten Körperteile, die Geschwindigkeit er auf das Ziel auftreffenden Komponente. Was direkt mehr Kraft und mehr Punch bedeutet.

Short Power

Hier geht es darum, anzugreifen, unter Minimierung der Abwehrmöglichkeit des Gegners. Wer zu einem Tritt, Schlag oder Stoß ausholt, macht immer die Tür auf, durch die der Opponent einen Konter anbringen kann. Diesen Fehler machen die meisten Menschen. Wer Körpereinheit trainiert, also aus der Hüfte heraus zuschlägt, braucht das nicht. Man kann ohne Ansatz angreifen. Wichtig ist, dass man alle Vorbereitungen getroffen hat. Also, die Hände sind oben und man steht kompakt. Hat also die eigenen Hände dicht am eigenen Körper und die Füße nicht zu weit auseinander.

Short Power ist die Grundvoraussetzung für Beweglichkeit und schnelles agieren

Training

Um Muskelkraft zu trainieren, muss man zunächst verstehen, welche Muskeln überhaupt benötigt werden. Da man nie im Voraus weiß, was bei einem Kampf geschehen wird, kann man sagen: alle. Gut zu wissen ist auch, was für Muskelfasern es gibt und was diese bewirken.

Man unterscheidet generell in drei verschiedene Typen von Muskelfasern, nämlich den langsam zuckenden Muskelfasertyp I (auch Slow Twitch genannt), den schnell zuckenden Typ IIA und den sehr schnell kontrahierenden Typ IIX (beide Fast Twitch). Diese weisen große Unterschiede in ihrer Zusammensetzung auf und verleihen der Muskulatur somit verschiedene Eigenschaften.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Zusammensetzung der Muskulatur Veranlagung ist und wahrscheinlich nicht verändert werden kann. Darüber sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig. Auf jeden Fall können wir jedem Muskeltyp, durch gezieltes Training, unsere Aufmerksamkeit widmen. Für einen Kampf auf der Straße, braucht man, meistens, nicht allzu viel Kondition. In den meisten Fällen ist das in 3-4 Sekunden abgegessen. Was nicht heißen soll, dass man Kondition nicht Trainieren sollte. Für einen Punch braucht es aber vor allem, Kraft und Geschwindigkeit. Also, die Fasertypen „fast-Twitch“. Wenn wir also Schnellkraft Trainieren, erreichen wir auch Maximalkraft und umgekehrt. Das ist relativ einfach.

Schwieriger ist, die Muskeln zu entspannen, die dem Ziel entgegenwirken. „Mache dich frei, von deiner eigenen Kraft“.

Noch schwieriger ist es, das Bewegen zu koordinieren. Dazu sollte man als erstes die Bewegung analysieren und optimieren. Das beste Training dafür sind die von Großmeister Sifu Thomas Schrön unterrichteten Box-Drills. Da eine gehaltene Handpratze nicht viel widerstand bietet, kann man sich prima auf den Bewegungsablauf konzentrieren und wenn die Körpereinheit hergestellt ist, die Schnellkraft verbessern. Auch ein Sand- und/oder Wand-Sack ist bestens geeignet. Im Idealfall, hat man alles drei zur Verfügung.

Ausführung

Hierzu ist anzumerken, dass man nicht, wie oft geraten wird, auf das Ziel stoßen sollte, sondern hindurch. Ein 100-Meter-Sprinter bremst schließlich auch nicht 10 Meter vor dem Ziel, sondern läuft durch. letztlich will man ja, dass das Ziel von unserer Power möglichst viel mitbekommt.

Fazit

Es ist also nicht unabdingbar, dass man viel Masse braucht, um einen gleich guten Punch zu haben, wie ein schwererer Mensch. Es gibt einige Beispiele für leicht bis mittelgewichtige Boxer, die für guten Punch bekannt waren oder sind. Prince Nasim, und Buakaw sind nur zwei davon.

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